04.05.2020, 9903 Zeichen
Gehandelt wurde am vergangenen Freitag nur an wenigen Märkten, die meisten europäischen Börsen hatten feiertagsbedingt geschlossen. Der Londoner Index wurde durch die Gefahr eines Wiederaufflammens der Spannungen zwischen den USA und China belastet, nachdem US-Präsident Donald Trump ernste Drohungen in dieser Hinsicht ausgesprochen hatte, und musste 2,5% abgeben.
Auf Unternehmensseite fielen die Aktien der Billigflieger easyJet und Ryanair um 5,8% beziehungsweise 6,4%, nachdem Ryanair vor weiteren Belastungen durch die Krise gewarnt hatte und frühestens Mitte 2022 einen Flugverkehr auf Vorkrisenniveau erwartet. Royal Bank of Scotland konnte die Gewinnerwartungen des Marktes trotz hoher Vorsorgen für drohende Kreditausfälle übertreffen und um 2,4% anziehen. In Kopenhagen weitete A.P. Moeller-Maersk die Verluste des Vortages um 2,5% aus, nachdem JPMorgan der Branche zwar erhöhte Profitabilität durch den eingebrochenen Ölpreis konzessiert hatte, diese Erholung aber nur als kurzfristigen Effekt betrachtet. Schon am Donnerstag war es an den meisten europäischen Börsen zu Gewinnmitnahmen auf Grund der jüngsten Anstiege und aus Vorsicht vor dem langen Wochenende gekommen, die meisten Indices mussten mit deutlichen Abstrichen den Tag beenden. Hier konnte auch neue Unterstützung seitens der Europäischen Zentralbank in der Corona-Krise nicht zu Käufen animieren, es wurde ein neues Kreditprogramm aufgelegt, mit dem sich Geschäftsbanken günstig bei der Notenbank refinanzieren können. Die meisten Banken mussten trotz dieser positiven Nachricht auf Grund der vorgelegten Geschäftszahlen einiger großer Index-Mitglieder klare Einbussen hinnehmen. Aufregung gab es auch um Royal Dutch Shell, wo es die erste Dividendenstreichung seit dem Zweiten Weltkrieg gab, was den Kurs des Ölkonzerns um 10,4% einbrechen liess.
Diese Woche werden in Europa heute die Einkaufsmanagerindices für das Verarbeitende Gewerbe für Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland und die Eurozone veröffentlicht sowie das Sentix-Investorenvertrauen für die Eurozone, morgen folgen die Erzeugerpreise für die Eurozone, am Mittwoche die Einkaufsmanagerindices für Dienstleistungen für Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland und die Eurozone sowie die Einzelhandelsumsätze in der Eurozone, am Donnerstag die Industrieproduktion in Deutschland und am Freitag die deutsche Handelsbilanz. Unternehmensberichte gibt es jede Menge, heute berichten Klöckner & Co, Endesa und die Niederländische Post, morgen folgen dann Addeco, HelloFresh, Grenke, Siemens Healthineers, BNP Paribas, Vonovia, Infineon, Pfeiffer Vacuum, FiatChrysler, Axa, Vestas, Repsol und Intesa Sanpaolo, am Mittwoch Fraport, Lanxess, FMC, Fresenius, Solvay, Credit Agricole, BMW, Novo Nordisk, Schaeffler, Siemens Gamesa, Enel, Natixis, Veolia und UniCredit, am Donnerstag dann Anheuser Busch, Heidelberg Cement, Arcelor Mittal, AirFrance KLM, Munich Re, Puma, Deutz, Uniper, Telefonica, Ahold Delhaize, Continental, Linde, Electrolux und Banca Montei und am Freitag noch Siemens, ING, Rheinmetall und Altice.
Auch in Wien kam es am Donnerstag zu Abgaben, der ATX schloss mit einem Minus von 1,3% nach drei starken Gewinntagen in Folge. Der Handel wurde von Unternehmensberichten dominiert, die Erste Group hatte im ersten Quartal deutlich weniger Gewinn verglichen mit dem Vorjahr erzielt, auch war der Blick in die Zukunft alles andere als rosig, das Minus von 3,4% war aber zum Teil auch der allgemeinen Sektorenschwäche geschuldet. Andritz berichtete einen Rückgang der Rentabilität, der aber so großteils erwartet worden war, nach Vorlage der Zahlen bestätigte die Baader Bank die Kaufempfehlung und auch das Kursziel von 42,0 Euro, der Anlagenbauer musste dennoch 2,4% abgeben. Amag leidet ebenfalls unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie und erwartet einen spürbaren Ergebnisumsatz für das Gesamtjahr, im ersten Quartal war der Umsatz zurückgegangen, der Gewinn aber gestiegen, das brachte dem Aluminiumkonzern ein Tagesplus von 1,5%. Bei Palfinger waren im Anfangsquartal sowohl Gewinn als auch Umsatz zurückgegangen, die Mitte März ausgegebene Gewinnwarnung wurde bestätigt, dass es hier keine Verschlechterung gab erleichterte die Anleger und der Kranbauer konnte sich um 2,9% verbessern. EVN hatte am Mittwochabend den Ergebnisausblick auf Grund von Bewertungseffekten nach unten revidiert, der Versorger verbilligte sich um 1,1%. Die Baader Bank senkte das Kursziel für Semperit von 20,0 Euro auf 15,0 Euro, bestätigte aber die Kaufempfehlung, der Gummikonzern musste den Tag dennoch mit einem klaren Minus von 4,2% beenden. Am Mittwoch wird Lenzing die Ergebnisse präsentieren, am Donnerstag sind Agrana und Polytec an der Reihe.
Auch in den USA wurde am Freitag das Handelsgeschehen von dem drohenden Handelskrieg zwischen den USA und China geprägt, der Dow Jones büßte 2,6% ein, der S&P 500 schloss 2,8% schwächer und für den Nasdaq 100 gab es einen Rückgang von 3,1%. Zusätzlich erschwerend für die Stimmung war der Umstand, dass die Quartalszahlen einiger großer Unternehmen für Enttäuschung sorgten. Amazon fiel um 7,6% nach dem Rekordhoch des Vortages, der Onlinehändler erlebt zwar einen stark steigenden Umsatz, damit sind aber auch Kosten auf Grund der notwendigen Personaleinstellungen verbunden. Unter Druck gerieten die Ölkonzerne, Chevron muss Investitionen weiter kürzen und verlor 2,8%, ExxonMobil berichtete auf Grund des Ölpreiseinbruches einen gewaltigen Verlust und knickte 7,2% ein. Tesla litt unter einem Tweet des Konzernchefs Elon Musk, der den Aktienkurs als zu hoch bezeichnete, ein Kursrückgang von 10,3% war die Folge. Apple präsentierte Quartalszahlen, die allgemeine Meinung war dass der iPhone-Hersteller bisher gut durch die Krise gekommen war, im Zuge der allgemeinen Marktschwäche sank die Aktie jedoch um 1,6%. Sowohl die Citigroup als auch Credit Suisse strichen die Kaufempfehlung für den Chemiekonzern Dow Inc, der daraufhin um 7,5% abrutschte.
In den USA werden heute die Auftragseingänge der Industrie sowie die Bestellungen für langlebige Wirtschaftsgüter veröffentlicht, morgen folgen der Einkaufsmanagerindex und der ISM-Index für Dienstleistungen, am Mittwoch der private ADP-Beschäftigtenbericht sowie der Ölbericht des Energieministeriums, am Donnerstag die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und die Produktivitätskennzahlen und am Freitag noch der offizielle Arbeitsmarktbericht und die Großhandelslagerbestände. Die Berichtssaison in den USA ist schon wieder im Abklingen, heute berichten The Mosaic, Tyson Foods und AIG, morgen dann Electronic Arts, Walt Disney, Mattel und Beyond Meat, am Mittwoch T-Mobile US, PayPal, und Allstate, am Donnerstag noch Uber, Bristol Myers und Raytheon.
Weiter deutlich erholt präsentierten sich die Ölpreise, für Brent ging es 4,8% nach oben, bei WTI verbesserte sich der Kurs 3,1%. Gold konnte sich von dem Rückgang des Vortages wieder leicht erholen, das Edelmetall notierte gegen Ende des Handels bei einem Kurs von rund 1.700 US-Dollar. Der Euro konnte gegen den US-Dollar vor allem gegen Ende des Handels deutliche Zugewinne erzielen, das Währungspaar handelte am späten Abend bei einem Wert von knapp unter 1,11.
Vorbörslich sind die Märkte in Europa heute Montag zu Wochenbeginn zur Eröffnung tiefer indiziert. Auch die heute geöffneten Börsen in Asien verzeichneten Kursverluste. Unternehmensseitig gab es bereits letzte Woche Neuigkeiten zu Palfinger (siehe unten). Makroseitig stehen in Europa heute Zahlen zum PMI für das verarbeitende Gewerbe sowie das Sentix Investorenvertrauen, in den USA der Auftragseingang Industrie sowie die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter im Fokus der Märkte.
UNTERNEHMENSNACHRICHTEN
Palfinger
Der heimische Hersteller von hydraulischen Hebe- und Ladevorrichtungen Palfinger präsentierte am Donnerstag die Zahlen für das Q1/2020. Der Umsatz ging im Vergleich zum Rekordquartal in der Berichtsperiode des Vorjahres um 10,8% auf €393,2 Mio. zurück. Dieser Rückgang ist insbesondere auf die Verringerung des Umsatzes im Forstbereich in Russland und Europa zurückzuführen. Das EBITDA verringerte sich von €61,2 Mio. um 17,9% auf €50,3 Mio., die EBITDA-Marge lag bei 12,8% nach 13,9% im 1. Quartal 2019. Das EBIT lag mit €31,4 Mio. um 26,5 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die EBIT-Marge reduzierte sich entsprechend von 9,7% in der Berichtsperiode des Vorjahres auf 8,0% im Q1/2020. Das Konzernergebnis lag in der Berichtsperiode bei €15,5 Mio. (-26,7% YoY). Das Gearing verbesserte sich von 100,7% auf 87,3%. Beim Net Debt/EBITDA zeigte sich ebenfalls eine positive Entwicklung von 2,79 auf 2,54. Rückwirkend per 23. März 2020 wurden durch das Modell der Kurzarbeit für Mitarbeiter in Österreich die Personalkosten deutlich gesenkt. So weit möglich nutzt PALFINGER unterschiedliche Modelle und Förderprogramme auch für Standorte in anderen Ländern. Angesichts der aktuellen Entwicklung, die sich auf der Marktseite, in der Zulieferkette und in den eigenen Werken erheblich auswirkt, erwartet das Unternehmen größere Nachfrage- und Produktionseinschränkungen im Halb- und Gesamtjahr 2020. Die Nutzung der Kurzarbeit wurde maximiert. Die Visibilität der Märkte ist nach wie vor stark eingeschränkt und erfordert eine laufende Neubewertung der aktuellen Situation. Eine Anpassung der Kapazitäten wurde vorgenommen, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu sichern und nationale behördliche Maßnahmen umzusetzen, aber auch in Erwartung einer geringeren Marktnachfrage. Im April befanden sich die österreichischen und auch internationale Standorte wie in Italien, Frankreich und Russland in einer teilweisen Betriebspause. Diese Zeit wurde genutzt, die Arbeits- und Produktionsbereiche in den Fabriken durch umfassende Hygiene- und Gesundheitsmaßnahmen auf das schrittweise Hochfahren ab Ende April vorzubereiten.
Q1/20: Umsatzerlöse: €339,2 Mio. (Vj. 440,9), EBIT: €31,4 Mio. (Vj. 42,7), Konzernergebnis: €15,5 Mio. (Vj. 21,1)
kapitalmarkt-stimme.at daily voice: Martina Geisler (EY) sieht für Österreich eine solide IPO-Pipeline bei Small & Mid Caps sowie Spin-Offs
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