16.10.2018, 2457 Zeichen
Aus dem Börsenbrief: http://www.boerse-social.com/gabb
Dass Knock-out-Zertis zu den riskantesten Produkten unserer Finanzmärkte zählen, wissen wir. Dass sie in schwierigen Börsephasen zu Dynamit werden können, wurde am Ende der letzten Woche wieder einmal dramatisch unter Beweis gestellt. Besonders der Donnerstag hatte es in sich. Am Beispiel Immofinanz liest sich das so:
In der Eröffnung passierte nicht viel. Da waren noch genug Orders eingespielt. Die Immofinanz startete (nach 21,08 Vortagesschluss) bei 20,50. Der Eröffnungsumsatz lag bei knapp 15.000 Stück. Anschließend „entfaltete“ sich die schlechte Stimmung so richtig. Orderlage: „inaktiv“. Mit nicht einmal 6.000 Stück sauste der Kurs runter auf 19,58, wo ein Break ausgelöst wurde. 14 K.O-Zertis unterschiedlicher Emittenten wurden auf dem Weg nach unten gerissen, deren Schwellen lagen zwischen 21,07 und 19,59. Das alles passierte übrigens innerhalb von 10 Sekunden. In dem Break wurden Orders im Ausmaß von 27.000 Stück eingespielt und der Kurs bei 19,60 festgesetzt. Das war natürlich kein „vernünftiges“ Niveau für die Immofinanz, daher kam jetzt die Gegenbewegung. Und aufwärts ging es noch „leichter“. Lediglich 3.000 Stück brauchte es, um einen Kurs von 20,78 zu sehen. Seit Marktstart waren bis dahin nicht einmal 8 Minuten vergangen.
Wie gesagt: Dynamit!
Das klingt ein wenig nach Wild-West-Börse. Tatsächlich ist es auch eine der Folgen von Illiquidität. Nun ist Immofinanz kein enger Titel, aber Liquidität und Volatilität gehen in kritischen Phasen eben eigene Wege. Noch wesentlich dramatischer können ähnliche Entwicklungen bei marktengen Titeln verlaufen.
Bleibt die Frage nach der Existenzberechtigung von Knock-out-Zertis. Selbstverständlich gibt es die. Aber sie liegt nicht darin, mit wenig Einsatz hoch zu spekulieren – und dann ausgeknockt zu werden. Sondern sie muss Teil einer Strategie sein. Kaufen sollte nur, wer auch die Aktie in gleicher Stückzahl kaufen könnte; Annahme: 1:1-Zerti und Knock-out-Barriere gleich Basispreis. Das Zerti hat wie immer den Vorteil des geringeren Kapitaleinsatzes und es funktioniert wie ein Stopp-loss, das genau beim Kurs der Knock-out-Barriere greift. Hält man stattdessen die Aktien und setzt ein Stopp, dann kann nach Auslösen dieses Stopps der Abrechnungskurs auch deutlich tiefer sein als das Stopp-Limit. Wer an die Aktie glaubt – und nur der sollte entsprechende Zertis kaufen – kann dann bei dem tieferen Niveau wieder einsteigen.
Börsepeople im Podcast S22/17: Thomas Hahn
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