06.11.2019, 11176 Zeichen
Die wichtigsten europäischen Börsen haben am Dienstag ihre Gewinne ausgebaut und von ungebrochenen Hoffnungen auf ein Teilabkommen im Handelsstreit profitiert. Allerdings hielten sich die Kursgewinne angesichts der Rally der vergangenen Tage in Grenzen, der EuroStoxx 50 verzeichnete einen Anstieg von 0,3%, in Paris rückte der Index 0,4% vor, der Dax musste dem stärkeren Gewinn vom Montag etwas Tribut zollen und schloss lediglich 0,1% stärker und der Londoner Index konnte ein Plus von 0,3% erzielen.
Positive Nachrichten kamen von Associated British Foods, der britische Mischkonzern hatte dank guter Geschäfte seiner Textilkette Primark und mit Lebensmitteln den Gewinnrückgang in der Zuckersparte mehr als aufgefangen, die Aktien eroberten mit einem Zuwachs von 5,6% die Spitze im FTSE 100. Die niederländische Supermarktkette Ahold Delhaize konnte mit dem vorgelegten Zahlenwerk die Investoren beeindrucken und konnte sich um 2,6% verbessern, davon profitierte auch der Branchenkollege Carrefour, der in Paris um 2,7% vorrücken konnte. Die Zahlen der italienischen Großbank Intesa Sanpaolo fielen ebenfalls überzeugend aus, das Unternehmen sieht sich auf einem guten Weg, die gesteckten Jahresziele zu erreichen, gestern stand für die Aktie ein Aufschlag von 1,5% zu Buche. In Deutschland will der Softwarekonzern SAP die Anleger mit Sonderdividenden und Aktienrückkäufen im Gesamtwert von 1,5 Milliarden Euro erfreuen, angesichts der zuletzt guten Zuwächse musste der Titel aber dennoch 0,4% abgeben. Der Spezialchemiekonzern Evonik litt im abgelaufenen Quartal unter der Flaute in der Autoindustrie und präsentierte schwächere Ergebnisse, allerdings konnte das angekündigte Sparprogramm zur Erreichung der Jahresziele die Investoren überzeugen und der Titel verzeichnete ein Plus von 3,8%. Bei den deutschen Nebenwerten konnte der Autozulieferer Schaeffler sowohl mit dem Umsatz als auch mit dem operativen Gewinn die Erwartungen deutlich übertreffen und wurde dafür mit einem Kurssprung von 13,3% belohnt, auch andere Branchentitel wie SAF Holland oder Leoni konnten sich dank dieses guten Ergebnisses teilweise deutlich verbessern. Schlechte Nachrichten kamen von Siemens Gamesa, die Auftragsbücher sind zwar voll, aber der anhaltend scharfe Wettbewerb verringert die Profitabilität, wodurch der Windanlagenbauer einen herben Tagesverlust von 8,7% hinnehmen musste. Noch schlechter verlief der Tag für den Schmuckhändler Pandora, die Bereinigung des Lagers verursacht mehr Kosten als bisher angenommen, das brachte für das dänische Unternehmen einen Kursabsturz um 17,6%.
Weiter sehr stark präsentiert sich der heimische Markt, auch gestern fiel der Zuwachs mit 0,7% deutlich besser als bei den großen europäischen Indices aus. Palfinger musste dem starken Vortagsergebnis Tribut zollen und beendete den Tag mit einer 2,0% schwächeren Notierung. In dem allgemein positiven Umfeld waren auch die Versorger wenig gefragt, Verbund erlitt einen weiteren Rückgang von 2,0%, beim kleineren Konkurrenten EVN kam es gar zu einem Minus von 2,9%. Gut verlief der Tag für die Banken, dieses Mal war die Bawag am stärksten und machte mit einem Zuwachs von 3,9% deutlich Boden gut, die Erste Group war ebenfalls gesucht und konnte sich um 1,7% verbessern, für die Raiffeisen gab es einen 0,8% höhere Schlussnotierung. Weiter im Aufwind ist voestalpine , auch gestern konnte der Stahlkonzern um 1,6% vorrücken. Zweitbester Wert des Tages nach der Bawag war Rosenbauer , der Feuerwehrausrüster ist bei den Investoren nach wie vor beliebt und erzielte gestern ein weiteres Plus von 2,6%. Auch Zumtobel hatte einen guten Handelstag, der Leuchtenhersteller konnte sich um 2,4% verbessern. Ebenfalls zu den klaren Gewinnern zählte UBM Development, für das Immobilienunternehmen endete der Tag mit einem Aufschlag von 2,0%. Neben den schon erwähnten Verlierern endete der Handel auch für Lenzing mit einem Abschlag, der Faserhersteller notierte zu Handelsende 1,5% tiefer als am Vortag.
Auch in den USA reagierte zunächst der Optimismus, genährt von den Hoffnungen auf einen baldigen sichtbaren Erfolg bei den Handelsgesprächen zwischen den USA und China und einem ISM-Index für Dienstleistungen, der besser ausfiel als erwartet. So gab es im frühen Handel neue Höchstmarken, ehe dann Gewinnmitnahmen einsetzten. Der Dow Jones konnte noch ein Plus von 0,1% in den Schluss retten, der Nasdaq 100 schloss nahezu unverändert und der S&P 500 musste marginale 0,1% abgeben. Bei den Einzelunternehmen rückte Walgreens Botts Alliance in den Fokus, Medienberichten zufolge erwägt die Apothekenkette den Rückzug von der Börse. Obwohl Experten den Wahrheitsgehalt dieser Meldung anzweifelten, liess die Hoffnung auf eine Abschiedsprämie den Titel 2,6% ansteigen, nachdem zwischenzeitlich deutlich größere Zuwächse erzielt worden waren. Boeing konnte die Erholung fortsetzen und weitere 2,1% ansteigen. Adobe beeindruckte mit den Quartalszahlen und insbesondere mit dem Umsatzausblick für das kommende Jahr, das Softwareunternehmen konnte sich um 4,3% verbessern. Der Fahrdienstvermittler Uber hatte zwar im dritten Quartal den Umsatz kräftig ausgeweitet, aber gleichzeitig auch die Verluste deutlich ausgebaut, das liess den Titel um 9,9% abstürzen und brachte auch dem kleineren Konkurrenten Lyft ein Tagesminus von 3,4%.
Weiter nach oben ging es für die Ölpreise, Brent verteuerte sich um 1,3%, WTI konnte 1,2% fester schliessen. Gold musste der allgemein optimistischen Stimmung Tribut zollen und gab vor allem in der zweiten Tageshälfte nach, das Edelmetall notierte gegen Abend bei einem Kurs von rund 1.485 US-Dollar. Auch der Euro verlor deutlich an Boden gegen den US-Dollar, im späten Handel erreichte das Währungspaar einen Kurs von rund 1,107.
Vorbörslich sind die Märkte in Europa heute Mittwoch zur Eröffnung praktisch unverändert indiziert. In Asien schließen die Börsen großteils kaum bewegt. Unternehmensseitig gibt es heute Geschäftszahlen von Andritz , Lenzing, Verbund und Voestalpine (siehe unten). Makroökonomisch stehen in Europa heute der Auftragseingang Industrie (DEU), die Industrieproduktion (ESP), PMI Dienste (EUR) sowie der Einzelhandelsumsatz (EUR), in den USA die Produktivität Q3/19, sowie die Lohnstückkosten im Fokus der Märkte.
Andritz
Der Anlagenbauer Andritz musste heute ein im Vergleich zum Vorjahr zwar enttäuschendes, aber aufgrund der bekanntgegebenen Restrukturierungsmaßnahmen im Bereich Metals erwartetes Q3/19 präsentieren. So sank das Konzernergebnis von €56,4 Mio. auf €-31 Mio., das EBITA sank um 92,5% von €85,9 Mio. auf €6,4 Mio. Positiv entwickelte sich dagegen der Umsatz, welcher im Q3/19 €1,69 Mrd. betrug und damit deutlich über dem Vorjahresvergleichsquartal lag (+17,6% vs. Q3/18: €1,44 Mrd.). Dieser Anstieg ist im Wesentlichen auf den Geschäftsbereich Pulp & Paper zurückzuführen, dessen Umsatz sich im Jahresvergleich deutlich um 46,1% erhöhte. Der Auftragseingang der Gruppe entwickelte sich – vor allem getragen durch die sehr positive Entwicklung des Geschäftsbereichs Pulp & Paper – im Q3/19 erneut sehr positiv und lag mit €2,09 Mrd. um 42,6% über dem Vorjahresvergleichswert (Q3/18: €1,47 Mrd.).
Für die verbleibenden Monate des Jahres 2019 erwartet Andritz keine wesentlichen Änderungen auf den von dem Unternehmen bedienten Märkten. Andritz bestätigt die Guidance und erwartet einen deutlichen Anstieg des Umsatzes gegenüber dem Vorjahr. Bei der Rentabilität wird mit einer gegenüber 2018 weitgehend unveränderten operativen EBITA-Marge vor Sondereffekten gerechnet (EBITA-Marge 2018 vor a.o. Sondereffekten: 6,9%)
Lenzing
Die Umsatzerlöse verringerten sich im Q3/19 um 5,6% gegenüber dem Vorjahresquartal auf €529,4 Mio. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) ging um 10,6%auf €85,7 Mio. zurück. Hauptursächlich dafür waren die rückläufigen Preise für Standardviscose. Durch die weitere Optimierung des Produktmix und höhere Preise für Spezialfasern konnte der Rückgang der Umsatzerlöse großteils kompensiert werden.
Das sehr angespannte und volatile Marktumfeld im Allgemeinen, gepaart mit unregelmäßigen Entwicklungen in den Handelsstreitigkeiten zwischen den wichtigsten Wirtschaftsblöcken und der hohen Unsicherheit in der textilen Wertschöpfungskette, trübt die Ergebnis-Visibilität deutlich. Die Lenzing Gruppe geht auf Basis des wirtschaftlichen Umfelds davon aus, dass das Ergebnis für 2019 leicht unter dem Niveau von 2018 liegen wird.
Voestalpine
Die Q2/19/20 Umsatzerlöse des Stahlriesen verringerten sich im Vorquartalsvergleich um -3,9% von €3,34 auf € 3,21 Mrd., das EBITDA sank im gleichen Zeitraum um -20,6% von €370,9 auf €294,6 Mio. Das Ergebnis nach Steuern fiel ebenfalls um -72,6% von €90,4 auf €24,8 Mio. Dieser Rückgang spiegelt im Wesentlichen die konjunkturelle Eintrübung in wichtigen Wirtschaftsregionen bzw. Kundensegmenten und deren negative Auswirkung auf das Versandvolumen. Differenziert stellt sich die Entwicklung der Preise dar: Die High Performance Metals Division und die Metal Engineering Division (mit Ausnahme von Drahtprodukten) wiesen aufgrund von gestiegenen Rohstoffkosten ein höheres Preisniveau auf. Dagegen fielen die Stahlpreise in der Steel Division trotz zuwachsender Vormaterialkosten als Folge der verschärften Marktbedingungen. Bis auf die Metal Forming Division waren alle Divisionen mit einer rückläufigen Umsatzentwicklung konfrontiert.
Aufgrund verschiedener negativer gesamtwirtschaftlicher Entwicklungen, lässt sich das zu Beginn des Geschäftsjahres erwartete Ausblicks-Szenario nicht mehr aufrechterhalten. Daher wird erwartet, dass auch das 3. Geschäftsquartal in Bezug auf das Ergebnis zumindest ähnlich schwierig wie das 2. Quartal 2019/20 wird. Im letzten Geschäftsquartal sollten positive Effekte sowohl aus Saisonalität als auch aus der Aufarbeitung der unternehmensinternen Themen sowie Ergebnisbeiträge aus den eingeleiteten Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen wirksam werden. Der Vorstand erwartet daher für das Geschäftsjahr 2019/20 ein EBITDA in einer Größenordnung von in etwa €1,3 Mrd. (erw.: €1,35).
Verbund
Das EBITDA konnte innerhalb der erste 3 Quartale deutlich um 39,5 % von €678,4 Mio. auf €946,1 Mio. verbessert werden. Das berichtete Konzernergebnis stieg um 59,5 % von €282,8 Mio. auf €450,9 Mio.. Das um Einmaleffekte bereinigte Konzernergebnis erhöhte sich um 63,3 % von €277,6 Mio. auf €453,3 Mio.. Die im Vergleich zur Vorjahresperiode gestiegenen Terminmarktpreise auf dem Großhandelsmarkt für Strom resultierten in höheren durchschnittlichen Absatzpreisen und trugen wesentlich zur erfreulichen Ergebnisentwicklung bei. Eine deutliche Verbesserung zeigte auch der Operative Cashflow, der um beachtliche 64,9 % auf €893,8 Mio. stieg und damit die Verschuldung des Konzerns weiter reduziert. Für das Geschäftsjahr 2019 erwartet das Unternehmen auf Basis einer durchschnittlichen Wasserführung und eines durchschnittlichen Winddargebots im Quartal 4/2019 sowie der Chancen und Risikolage ein EBITDA zwischen rund €1.190 und 1.240 Mio. und ein Konzernergebnis zwischen rund €540 und 580 Mio.. VERBUND plant für das Geschäftsjahr 2019 eine Ausschüttungsquote zwischen 40 und 45 % bezogen auf das um Einmaleffekte bereinigte Konzernergebnis.
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Andritz
Uhrzeit: 18:50:41
Veränderung zu letztem SK: 0.04%
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Bawag
Uhrzeit: 18:51:55
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Boeing
Uhrzeit: 18:52:38
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DAX Letzter SK: 171.14 ( -0.13%)
Dow Inc.
Uhrzeit: 18:52:11
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Letzter SK: 19.75 ( 6.40%)
Dow Jones Letzter SK: 19.75 ( 1.05%)
EVN
Uhrzeit: 18:51:41
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Evonik
Uhrzeit: 18:52:34
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Gold Letzter SK: 12.83 ( -0.21%)
Lenzing
Uhrzeit: 18:52:11
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Leoni
Uhrzeit: 12:41:02
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Lyft Letzter SK: 0.03 ( -3.16%)
Nasdaq Letzter SK: 0.03 ( 0.00%)
Palfinger
Uhrzeit: 18:49:49
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Letzter SK: 33.45 ( 1.67%)
Rosenbauer
Uhrzeit: 18:49:55
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S&P 500 Letzter SK: 45.00 ( 0.67%)
SAP
Uhrzeit: 18:51:06
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Letzter SK: 210.95 ( 0.45%)
Schaeffler
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Siemens
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UBM
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voestalpine
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