17.07.2016, 4803 Zeichen
Eine der wichtigsten Regeln für eine erfolgreiche Geldanlage ist: „Verluste begrenzen und Gewinne laufen lassen.“ Besser ist meiner Meinung nach noch: „Verluste vermeiden oder begrenzen und Gewinne laufen lassen.“ Das gilt für alle Investments – egal ob Aktien, Anleihen, Fonds, Zertifikate oder Rohstoffe. Wer meine Kommentare regelmäßig liest, der weiß schon, dass ich der Ansicht bin, dass Aktien alternativlos waren, sind und in Zukunft sein werden. Deshalb geht es jetzt im Folgenden vor allem um die renditestärkste Anlageklasse aller Zeiten. Und bei der Aktien-Auswahl gibt es fünf Kardinalfehler, fünf Börsenfallen, die Sie unbedingt (ver-)meiden sollten.
1.) Wir alle lieben Schnäppchen und sind auf der Suche nach ihnen. Weil wir Aktien handeln, also kaufen und verkaufen, ist der Einstandskurs natürlich besonders wichtig. Im Einkauf liegt der Gewinn. Doch Aktien nur zu wählen, weil sie billiger erscheinen, ist zu kurz gesprungen. Nicht jedes Schnäppchen ist ein gutes Schnäppchen – das kennen Sie sicher auch aus anderen Bereichen.
Börsianer lieben in diesem Zusammenhang das Kurs-Buchwert-Verhältnis, kurz KBV, welches unter 1,0 sein sollte. Unter 1,0 bedeutet: An der Börse ist ein Unternehmen aktuell weniger wert, als etwa seine Grundstücke, Gebäude, etc. Solche Aktien sind aber nicht ohne Grund so günstig. Ein besonders niedriges KBV haben aus dem deutschen Leitindex Dax derzeit die Deutsche Bank und die Commerzbank mit jeweils 0,4. Allein aufgrund des Risikos sind die beiden Bankpapiere meiner Meinung nach keine besonders attraktive Wahl.
2.) Ebenso gefährlich ist es, auf Aktien zu setzen, nur weil sie stark gefallen oder stark gestiegen sind. Sie kennen vielleicht die Redewendungen: „Nicht auf den fahrenden Zug aufspringen“ und „Nicht in ein fallendes Messer greifen“. Beides ist nicht zu empfehlen und kann schmerzhaft sein. Wer auf eine Aktie setzt, die stark gefallen ist, sollte auf Insiderkäufe achten. Also Käufe der Aufsichtsräte und Vorstände, die in der Regel besser über ihr Unternehmen Bescheid wissen als Otto-Normal-Anleger. Bei Aktien im Aufwärtstrend sollten die Titel trotz starken Kurssteigerungen fundamental immer noch günstig bewertet sein. Diese beiden Kriterien, Insider und günstige Bewertung, dienen hier als Sicherheitspuffer.
3.) Einen ganz großen Bogen sollten Sie um Hot Stocks, Geheimtipps, Börsengeflüster u. ä. machen. Auch seriöse Empfehlungen sollten Sie zunächst immer komplett verstehen, sich selbst ein Bild machen, selbst recherchieren. Einfach die Aktien zu kaufen, die Ihnen jemand empfiehl, sei er noch so prominent oder erfolgreich, ist keine gute Idee. Auch meine konkreten Aktientipps sollten Sie stets nachvollziehen können. Warum? Sie sollten genau wissen, warum Sie eine Aktie gekauft haben, damit Sie wissen, wann Sie sie wieder verkaufen müssen. Im umgekehrten Fall ist Ihr Tippgeber hingegen vielleicht gerade nicht zugegen oder nicht erreichbar, wenn Handlungsbedarf besteht.
4.) Völlig unnützes Wissen ist, was andere Anleger kaufen. Auch wenn Direktbanken wie die Comdirect stolz ein Tool einführen, dass wie bei Amazon anzeigt, was die meisten Anleger gekauft haben. Das bringt Ihnen nun wirklich nichts. Auch bringt es Ihnen überhaupt nichts, wenn jemand bei Facebook seinen Kauf postet. Wichtig ist hingegen, wohin der Gesamtmarkt tendiert. Denn es gibt so etwas wie Sippenhaft. Fällt der Markt, fällt Ihre Aktie ebenfalls, auch wenn es dafür gar keinen sinnvollen Grund gibt. Das kennen Aktionäre von Minenaktien nur zu gut. Fällt in diesem Fall der Goldpreis, fällt in der Regel auch der Aktienkurs der Goldminengesellschaft.
5.) Vielleicht am Wichtigsten ist es, nicht übereilt zu handeln und nicht zu viel. Day-Trading hat noch niemand reich gemacht und Panik ist ein schlechter Ratgeber an der Börse. Es ist eher so, dass einer verpassten Chance häufig eine neue Chance folgt. Bewahren Sie also stets Ruhe und handeln Sie überlegt. Gefährlich ist es insbesondere auch Zusammenhänge zu sehen, wo gar keine existieren oder sich auf Indikatoren zu verlassen, die keine oder kaum Aussagekraft haben und nicht einem Backtesting unterzogen wurden. Das kommt leider häufiger vor als man denkt. Das macht aber auch den Unterschied aus: Der erfolgreiche Investor weiß, worauf es ankommt – und was unnütz ist. In diesem Sinne, erfolgreiche Geschäfte an der Börse,
Ihr Ulrich W. Hanke
Börsenstratege und Herausgeber von www.boersianer.infoBörsenstratege und Herausgeber von www.boersianer.info"
Zur Person: 12 Fragen an … Ulrich W. Hanke, boersianer.info
(Rechtlicher Hinweis: Diese Kolumne dient nur der Information und ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Sie ersetzt auch keine Anlageberatung.)
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